Jüdischer Wohnort Allersheim, heute ein Ortsteil von Giebelstadt

Nur eine jüdische Familie mit vier Personen lebte 1933 noch in Allersheim. Bereits 1901 hatten sich die dortigen Juden an die Kultusgemeinde in Bütthard angeschlossen, weil ihre Zahl mit drei Personen zu gering geworden war. Erstmals belegt sind Juden in dem Ort im Jahr 1580, langsam wuchs die Gemeinde im 17. Jahrhundert und konnte 1665 einen Friedhof anlegen. Er wurde von vielen weiteren Gemeinden der Region genutzt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es 17 jüdische Familien, die meist Vieh- und Warenhandel trieben. Wenig später kamen zwei Handwerker und vier Landwirte hinzu. Nach Einführung der freien Wohnortwahl für Juden 1861 nahm ihre Zahl im Ort schnell ab.

1921 übernahm der neue Friedhofswärter seine Aufgabe und zog mit Frau und zwei Töchtern nach Allersheim. Es gelang der Familie nach 1933, die Töchter in die Schweiz und nach England in Sicherheit zu bringen. Die Eltern blieben im Ort wohnen, bis sie im März 1942 über Kitzingen nach Izbica in Ostpolen deportiert und dort bald darauf ermordet wurden. Für Allersheim sind damit zwei Opfer der Shoa zu beklagen.

Giebelstadt beteiligt sich mit zwei Gepäckstücken am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert auch an die deportierten Jüdinnen und Juden von Allersheim. Ein Duplikat befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Standort des Koffers in Giebelstadt: Mergentheimer Straße / Marktplatz

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Allersheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Allersheim gewohnt hatten

Heinrich Baumann (1877 – 1942)
Jenny Baumann, geb. Blumenthal (1883 – 1942)