Jüdische Gemeinde Altenschönbach

Zu Beginn der NS-Herrschaft im Jahr 1933 lebten in Altenschönbach 16 jüdische Bürgerinnen und Bürger. Die Wurzeln der jüdischen Gemeinde reichen bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. 1814 zählte das Dorf 141 jüdische Personen, 1817 35 Haushalte – rund 28% der Gesamtbevölkerung. Unter ihnen waren neben Händlern und Tagelöhnern auch einige Handwerker und Bauern. Die jüdische Gemeinde war die größte in der näheren Umgebung. Durch die Möglichkeit der freien Wohnortwahl ab 1861 schrumpfte jedoch die Anzahl ihrer Mitglieder rasch.

Vermutlich drei Menschen konnten unter den Bedingungen der NS-Verfolgungspolitik ab 1937 emigrieren, darunter ein Ehepaar in die USA. Sechs Menschen starben eines natürlichen Todes – darunter ein siebenjähriges Kind. Drei Personen zogen zu, zwei davon wieder weg, ebenso drei weitere Bewohner:innen. Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge in Altenschönbach durch Angehörige der SS unter Beteiligung der Dorfbevölkerung verwüstet. Wohnhäuser wurden durchsucht, Teile der jüdischen Bevölkerung ins Gefängnis nach Gerolzhofen gebracht und ein Mann ins KZ Dachau verschleppt. Fünf der letzten sechs in Altenschönbach verbliebenen Personen wurden im April 1942 von Würzburg aus nach Krasniczyn im besetzten Polen deportiert und ermordet. Die letzte im Dorf ansässige jüdische Frau kam im selben Jahr ins Altersheim nach Würzburg und wurde kurz darauf nach Theresienstadt verschleppt. Es wurden also sechs Menschen aus Unterfranken deportiert. Zwei weitere Personen ereilte das Schicksal der Deportation an ihren neuen Wohnorten in Deutschland. Niemand von ihnen überlebte. Insgesamt hat damit Altenschönbach mindestens acht Opfer der Shoa zu beklagen, darunter ein kleines Kind.

Die Stadt Prichsenstadt, zu der Altenschönbach heute als Ortsteil gehört, beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden aus den beiden jüdischen Gemeinden Prichsenstadt und Altenschönbach. Ein zweiter Koffer befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des DenkOrts in Prichsenstadt folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Altenschönbach
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Altenschönbach gelebt hatten

Klara Grünlaub (1878 – 1943)
Luise Grünlaub (1880 – 1942)
Frieda Schwarz, geb. Kassel (1878 – 1942)
Paula Schwarz (1913 – 1942)
Rosa Schwed (1887 – 1942)
Evaline/ Elise Traubel (1938 – 1942)
Ludwig Louis Traubel (1895 – 1942)
Martha Traubel, geb. Stein (1902 – 1942)