Jüdischer Wohnort Garitz, heute ein Stadtteil von Bad Kissingen

Eine jüdische Gemeinde in Garitz hat es wohl nie gegeben. Doch im 20. Jahrhundert lebte hier ein Mann mit seiner nichtjüdischen Familie. Niemand wusste von seiner jüdischen Herkunft.

Ein weiteres Ehepaar ließ sich nach der Hochzeit dort nieder. Doch die Ehe hielt nicht, der Mann zog bereits 1933 nach Obbach, wo er zu den Opfern der Shoa gehören sollte. Die Frau verließ Garitz ebenfalls einige Jahre später mit ihren beiden Kindern und konnte 1940 emigrieren.

Dem Mann mit den nicht-jüdischen Familienmitgliedern wurde der Wunsch eines seiner Söhne zum Verhängnis, die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Dafür musste dieser einen Arier-Nachweis vorlegen – und die Herkunft seines Vaters wurde publik. Er wurde 1943 verhaftet und 1944 nach Auschwitz deportiert. Dort starb er nach der Befreiung des Lagers im Februar 1945 an Entkräftung. Garitz hat damit ein Shoa-Opfer zu beklagen.

Die Stadt Bad Kissingen erinnert mit einem Deckenrollen-Denkmal an die deportierten Jüdinnen und Juden der Stadt und damit auch an das Shoa-Opfer aus Garitz. Eine zweite Rolle befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit den Gepäckstücken anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen 1941-1944” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Die Deckenrolle in Bad Kissingen wurde in der Maxstraße 23 aufgestellt, auf dem Platz vor der früheren Synagoge.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Bad Kissingen
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Garitz gewohnt hatten

Adolf Schönwiesner (1883 – 1945)