Jüdischer Wohnort Hösbach

Zu Beginn der NS-Zeit 1933 zählte Hösbach 17 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner in sieben Haushalten. 1693 war erstmals namentlich ein Jude in Hösbach erwähnt worden, eine eigenständige Gemeinde konnte sich jedoch nie entwickeln. Spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts zählten die Hösbacher Jüdinnen und Juden zur benachbarten Kultusgemeinde in Goldbach. Im 19. Jahrhundert lebten etwa 20 bis 30 jüdische Personen in Hösbach, um 1900 über 40, 1925 nur noch zwölf.

Die systematische Entrechtung und die Repressalien durch das NS-Regime ab 1933 setzten die jüdischen Familien in Hösbach massiv unter Druck. Bis auf eine Familie mit einer unverheirateten Tante verließen sie 1938 den Ort und zogen – noch vor den Novemberpogromen – nach Frankfurt a.M. (5), Aschaffenburg (3) oder Amsterdam (2). Von Frankfurt aus gelang einer dreiköpfigen Familie die Emigration in die USA und zwei Mädchen wurden mit einem Kindertransport nach England gerettet. Die Eltern wurden jedoch deportiert, ebenso ein weiterer Mann aus Frankfurt und einer aus Amsterdam. Seine Frau war, wie auch zwei weitere Frauen, zuvor eines natürlichen Todes gestorben.

Die letzten fünf jüdischen Bewohnerinnen und Bewohner von Hösbach und deren 1939 zugezogene Großmutter wurden im Frühjahr 1942 nach Würzburg gebracht. Die vierköpfige Familie (auf der DenkOrt-Seite ist eine Person zu viel aufgeführt) wurde von dort im April nach Krasniczyn im besetzten Polen deportiert und im Raum Lublin ermordet, ebenso die Großmutter. Die Tante starb unter ungeklärten Umständen im Juni in Würzburg. So sind in Hösbach unter den Menschen, die 1933 in dem Ort gelebt hatten, mindestens acht Opfer der Shoa zu beklagen, darunter zwei Kinder.

Der Markt Goldbach, in dem sich die gemeinsame jüdische Gemeinde befand, beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert auch an die deportierten Jüdinnen und Juden von Hösbach. Ein zweites Gepäckstück befindet sich in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Angaben zum Standort des DenkOrts in Goldbach folgen zu gegebener Zeit.

Ausführliche Informationen zur jüdischen Gemeinde Goldbach, zu der Hösbach gehörte
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© JSZ, Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Hösbach gelebt hatten

Cäcilia Braunschweiger, geb. Löwenthal (1897 – 1942)
Josef Braunschweiger (1900 – 1942)
Ferdinand Löwenthal (1866 – 1943)
Harry Bernhard Löwenthal (1938 – 1942)
Heinrich Löwenthal (1894 – 1942)
Leopold Löwenthal (1863 – 1942)
Paula Löwenthal, geb. Lederer (1897 – 1942)
Steffi Löwenthal (1931 – 1942)