Jüdische Gemeinde Nenzenheim, heute ein Stadtteil von Iphofen

Im Jahr 1933, als der Ort noch zu Mittelfranken gehörte, zählte die jüdische Gemeinde Nenzenheim 32 Mitglieder. Nicht alle sind jedoch namentlich bekannt. Die Wurzeln der Gemeinde reichen ins 18. Jahrhundert zurück, als sich vereinzelt Juden unter dem Schutz des Fürsten von Schwarzenberg im Ort niederließen. Von drei Familien im Jahr 1796 stieg die Zahl der Gemeindemitglieder im 19. Jahrhundert auf 60 – 70 Personen. 1880 erreichte die Gemeinde mit 94 Mitgliedern ihre maximale Größe. In den folgenden Jahren verringerte sich ihre Größe dann kontinuierlich. Im Jahr 1910 waren es noch 37 Mitglieder.  

Systematische Entrechtung, wirtschaftliche Boykotte und der wachsende Verfolgungsdruck veranlassten zwischen 1935 und 1937 13 jüdische Bürgerinnen und Bürger zur Flucht in die USA (8) und nach Palästina (5). Zwölf Menschen zogen, insbesondere infolge der Novemberpogrome, in andere deutsche Städte, darunter Regensburg, Nürnberg, Fürth, Frankfurt und Würzburg. Sechs Personen starben zwischen 1933 und 1941 eines natürlichen Todes in Nenzenheim (3) oder an ihren neuen Wohnorten (3). Ab 1940 lebten nur noch vier jüdische Bewohner:innen in Nenzenheim. Ein Geschwisterpaar wurde im April 1942 über Würzburg nach Krasniczyn im besetzten Polen deportiert. Und im Juni musste das letzte verbliebene Paar nach Fürth in eine Sammelunterkunft umziehen, von wo sie im September deportiert wurden. Damit wurden fünf Menschen aus Unterfranken deportiert und mindestens fünf weitere von ihren neuen Wohnorten außerhalb Unterfrankens. Insgesamt sind für Nenzenheim also mindestens zehn Opfer der Shoa zu beklagen. Niemand von ihnen überlebte.

Nenzenheim, heute ein Stadtteil von Iphofen, beteiligt sich mit zwei Koffern am Projekt „DenkOrt Deportationen“. Das lokale Gepäckstück erinnert an die deportierten Jüdinnen und Juden des Ortes. Der zweite Koffer steht in Würzburg und bildet zusammen mit denen anderer Kommunen den “DenkOrt Deportationen” vor dem Hauptbahnhof. Siehe Grundinformationen zu den jüdischen Gemeinden und zum “DenkOrt”.

Informationen zum Standort des Koffers in Nenzenheim folgen zu gegebener Zeit.

Ausführlichere Informationen zur jüdischen Gemeinde Nenzenheim
Quellen zu den Gemeindeartikeln

© Recherche und Text: Nathalie Jäger & Rotraud Ries

Shoa-Opfer, die 1933 in Nenzenheim gelebt hatten

Adolf Bach (1874 – 1943)
Lina Bach, geb. Flamm (1883 – 1944)
Fanny Hahn, geb. Gutmann (1867 – 1944)
Klara Geta Hirschmann (1879 – 1942)
Samson Löb Hirschmann (1875 – 1942)
Ida Hutzler (1871 – 1944)
Isaak Mayer (1868 – 1943)
Rosa Mayer, geb. Rindsberg (1864 – 1943)
Max Rindsberg (1867 – 1943)
Otto Schneider (1870 – 1944)